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8. Oktober 2025

Service-citoyen-Initiative

Am 30. November 2025 wird in der Schweiz über die Volksinitiative «Für eine engagierte Schweiz», auch bekannt als «Service-citoyen-Initiative», abgestimmt. Es geht um eine Ausweitung des Militär- und Zivildienstes. Dieser soll zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt zu einem Bürgerdienst für alle werden. Aktuell müssen nur Männer diesen Dienst leisten.

Was möchte die «Service-citoyen-Initiative»?

Alle Menschen in der Schweiz sollen einmal etwas für die Gesellschaft tun – das gehöre zu den normalen Rechten und Pflichten als Bürger:in.

Dieser Einsatz kann z. B. im Militär oder in Form eines im Gesetz vorgesehenen gleichwertigen Milizdienstes geleistet werden.

Die Initiative möchte, dass das Gesetz festlegt, «ob und in welchem Umfang Personen ohne Schweizer Bürgerrecht einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leisten» müssen. Mehr Infos gibt es dazu von der Initiative noch nicht.

Alles andere, was schon im Gesetz steht – wie Lohnersatz oder die Ersatzabgabe – bleibt, wie es ist. So müssen die Personen, die keinen Dienst leisten eine Ersatzabgabe bezahlen.

Wie ist der aktuelle Stand zum Militär- und Zivildienst?

Aktuell müssen in der Schweiz jedes Jahr etwa 35.000 Männer nach der Schule ins Militär oder in den Zivilschutz. Wer das aus Gewissensgründen nicht will, kann stattdessen Zivildienst machen – dieser dauert aber länger (1,5 Mal so lange). Für Armee, Zivilschutz oder Zivildienst entscheiden sich rund 28 000 Männer. Die meisten Einsätze haben etwas mit der Sicherheit der Schweiz zu tun, also z. B. Hilfe bei Katastrophen oder Verteidigung des Landes. Die anderen 7 000 Bürger, die keinen Dienst machen, zahlen stattdessen die Ersatzabgabe. Die Ersatzabgabe beträgt 3 % des Jahreseinkommens nach Abzug der Steuern pro Jahr des Dienstes, den man hätte leisten müssen. Als Beispiel: Bei einem Einkommen von 60 000 CHF zahlt man 1800 CHF jährlich, bis man das Militär- oder Zivildienstalter erreicht hat bzw. die Dienstpflicht erfüllt ist. Mindestens 11 Jahre wird diese Abgabe gezahlt.

Für Frauen ist das Ganze freiwillig – sie dürfen mitmachen, müssen aber nicht.

Was spricht für die «Service-citoyen-Initiative»? 

Mit dem Bürgerdienst für eine einsatzbereite Schweiz: Die Armee und Zivilschutz haben von Jahr zu Jahr weniger Personal, weil sich immer mehr Menschen für den Zivildienst entscheiden. Ausserdem werden einige Dienstpflichtige aus gesundheitlichen oder anderen Gründen vom Militärdienst befreit. Falls nun auch Frauen verpflichtet werden, würden doppelt so viele Bürger:innen wie heute. So soll es mit dem Bürgerdienst in allen Bereichen immer genug Leute geben, die im Notfall helfen können – z. B. bei Naturkatastrophen oder für die Sicherheit des Landes.

Einsatz für Gesellschaft und Zusammenhalt: Auch soll mit dem Bürgerdienst das Gemeinwohl und die Freiwilligenarbeit gestärkt werden. In den letzten Jahren machen immer weniger Menschen freiwillig bei wichtigen Sachen wie z. B. der Feuerwehr, bei der Begleitung von Geflüchteten, beim Wiederaufbau nach Hochwässern oder anderen Milizaufgaben mit. Mit der Service-citoyen-Initiative sollen mehr Leute mithelfen – und das auch in Zukunft. Denn: Wenn man früh merkt, dass Engagement etwas bewirkt, bleibt man oft auch später dabei.

Praktische Skills fürs Leben: Beim Service Citoyen erwerben die Teilnehmenden wertvolle praktische Erfahrungen, die auch im Berufs- und Privatleben nützlich sind.
Durch die Mitarbeit in Teams, die Übernahme von Verantwortung und die Umsetzung von Projekten werden soziale und organisatorische Kompetenzen gestärkt – Fähigkeiten, die auch Arbeitgebende schätzen.

Mithelfen für Natur und Landwirtschaft: Nur wenige Leute machen aktuell im Zivildienst was für die Natur oder die Landwirtschaft, und das, obwohl Klimaschutz und Ernährung zunehmend wichtiger werden. Die Service-citoyen-Initiative will das ändern: Du kannst helfen, die Natur zu schützen, die Landwirtschaft zu unterstützen und die Schweiz krisenfester zu machen – lokal und weltweit.

Was sagen die Gegner:innen der Service-citoyen-Initiative?

Bundesrat und Parlament empfehlen die Ablehnung der Initiative: So sorgen die Armee, der Zivilschutz und der Zivildienst heute schon für die Sicherheit in der Schweiz. Dafür gibt es eine Dienstpflicht – und das reicht vielen.

Kosten: Die Idee vom Service Citoyen geht viel weiter: Alle müssten einen Einsatz leisten, egal wo. Das könnte richtig teuer werden – für den Staat, aber auch für die Wirtschaft. Firmen müssten auf viele junge Leute verzichten, die dann im Einsatz wären. Etwa 800 Millionen Franken werden jährlich bezahlt, damit die Dienstleistenden Lohnersatz bekommen.

Zwang für Freiwilligenarbeit: Unsere Gesellschaft sollte so liberal sein, dass sie auf Freiwilligenarbeit vertraut, weil diese aus eigenem Antrieb und Verantwortungsbewusstsein geschieht und nicht durch Gesetze vorgeschrieben ist.

Der indirekte Gegenvorschlag der SP: Die Arbeitswoche soll auf 38 Stunden verkürzt werden. Mit weniger Arbeit soll mehr Zeit fürs Leben bleiben und damit auch für ein gutes Miteinander. Dies lehnen alle Parteien mit Ausnahme der Grünen ab.

Und was hältst du vom Bürgerdienst?

Verpflichtend einen Dienst für die Allgemeinheit oder die Umwelt leisten? Nein, danke! Oder: Konkrete Erfahrungen fürs Leben sammeln und gleichzeitig das Gemeinwohl stärken? Ja, sicher! Schreib uns deine Meinung als Kommentar in die Story auf unserem Instagram-Kanal und denk dran, am 30. November abzustimmen! Unterstützung beim Ausfüllen des Stimmmaterials findest du hier: So stimmst du richtig ab – Discuss it.

Wie soll die Dienstpflicht deiner Meinung nach in der Zukunft aussehen? 

Das möchte ET PK PAS ? in Partnerschaft mit Make.org und unterstützt von Discuss it in einer nationalen Online-Konsultation herausfinden. Ziel ist es, die Meinungen junger Menschen (18–35 Jahre) zur Zukunft der Dienstpflicht in der Schweiz zu sammeln und hörbar zu machen. Mitmachen kannst du mit eigenen Ideen oder mit der Kommentierung und Bewertung anderer Vorschläge. Schau hier vorbei und wirke mit: Online-Konsultation!

Die Ergebnisse werden am 18. Dezember 2025 in Bern vorgestellt und geben wertvolle Einblicke in die Haltung der Schweizer Jugend.

Erstellt von Judith Boll