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22. April 2024

5 «Easter eggs» im Bundeshaus

Das «Bundeshaus» heisst eigentlich Parlamentsgebäude und wurde von 1894 bis 1902 gebaut. In dem Gebäude verstecken sich zahllose Anspielungen auf die Schweizer Geschichte und Politik. Discuss it hat das Bundeshaus besucht – in diesem Artikel verraten wir dir die fünf besten Easter eggs und was sie bedeuten.

Das «Bundeshaus» heisst eigentlich Parlamentsgebäude und wurde von 1894 bis 1902 gebaut. In dem Gebäude verstecken sich zahllose Anspielungen auf die Schweizer Geschichte und Politik. Discuss it hat das Bundeshaus besucht – in diesem Artikel verraten wir dir die fünf besten Easter eggs und was sie bedeuten.

1. Die Glaskuppel

Wenn man das Bundeshaus betritt, gelangt man als erstes in die Kuppelhalle. Sie wird von einer Glaskuppel mit 25 Kantonswappen und dem Spruch «Unus pro omnibus, omnes pro uno» («Einer für alle, alle für einen») gekrönt. Moment, 25 Wappen? Aber die Schweiz hat doch 26 Kantone! Tatsächlich wurde der Kanton Jura erst nach dem Bau des Bundeshauses 1979 gegründet, als er sich vom Kanton Bern abgespaltet hat. Deshalb wurde das Wappen vom Jura nachträglich neben der Kuppel an der Wand angebracht. Die Kuppel steht für den Schweizer Föderalismus, in dem die Kantone möglichst viel Eigenständigkeit haben, aber trotzdem als eine Schweiz zusammenarbeiten.

2. Ein Balkon für das Volk

Dreht man sich in der Kuppelhalle gegen den Bundesplatz, so entdeckt man weit über dem Eingang zwischen einer Statue von Arnold Winkelried und einer von Niklaus von Flüe einen kleinen Balkon. Diese Ehrenloggia wird nicht betreten, denn sie ist nur zur Dekoration da; aber ihr wird auch eine symbolische Bedeutung nachgesagt. Denn dieser Balkon soll angeblich für das Volk gebaut worden sein, um die Parlamentarier:innen daran zu erinnern, dass sie die Schweizer Bevölkerung repräsentieren. Und tatsächlich hat die Bevölkerung im politischen System der Schweiz eine zentrale Rolle inne, denn sie kann in Abstimmungen neue Gesetze vorschlagen oder vom Parlament getroffene Entscheide rückgängig machen (mehr dazu findest du im Blog zur direkten Demokratie https://www.discussit.ch/demokratie/). Seit der Gründung des Bundesstaats 1848 wurden auf nationaler Ebene insgesamt 666 Abstimmungen durchgeführt.

3. Der National- und der Ständeratssaal

Im Schweizer Parlament gibt es nicht nur einen, sondern gleich zwei grosse Säle – den National- und den Ständeratssaal. Im Nationalratssaal ist Platz für 200 Parlamentarier:innen, die prozentual zur Bevölkerung auf die Kantone verteilt werden. Im Ständeratssaal gibt es 46 Sitzplätze – 2 pro Kanton (und jeweils einer für die Kantone mit halber Standesstimme). Die Schweiz hat nämlich ein Zweikammernsystem, in dem Bevölkerung und Kantone gleichermassen repräsentiert sein sollen (mehr dazu findest du im Blog zum Bikameralismus https://www.discussit.ch/bikameralismus/). Wusstest du übrigens, dass mittlerweile alle Parlamentarier:innen elektronisch abstimmen? Während das Abstimmen per Knopfdruck im Nationalrat aber schon 1994 eingeführt wurde, hat der Ständerat noch 20 Jahre länger – nämlich bis 2014 – durch Handzeichen abgestimmt.

4. Der Poisson d’avril

Im Nationalratssaal gibt es ein fünf auf zwölf Meter grosses Wandbild, das die Rütliwiese am Vierwaldstättersee zeigt («Die Wiege der Eidgenossenschaft»). Und darauf versteckt sich ein Fisch! Das Bundeshaus wurde nämlich am 1. April 1902 eingeweiht und der Maler Charles Giron hat sich dazu passend einen Aprilscherz erlaubt: Weil ein Aprilscherz auf Französisch «poisson d’avril» heisst, hat er in die Felsenwand auf der linken Bildseite einen Fisch gemalt. Dieser Scherz erinnert aber auch an die Schweizer Sprachenvielfalt. So darf im Parlament beispielsweise jede:r Politiker:in in einer Landessprache seiner oder ihrer Wahl sprechen – Deutsch, Französisch oder Italienisch.

 

Quelle Bild: https://www.parlament.ch/de/%C3%BCber-das-parlament/parlamentsgebaeude

5. Die Landsgemeinde

Auch im Ständeratssaal gibt es ein grosses Wandgemälde, das von Albert Welti und Wilhelm Balmer stammt. Es zeigt eine Landsgemeinde im 18. Jahrhundert. Aber Welti und Balmer haben den dargestellten Ort gephotoshoppt: der Landsgemeindeplatz auf dem Bild ist derjenige von Stans (NW), die Landschaft im Hintergrund gehört hingegen zu Sarnen (OW). Dabei gäbe es für ein Gemälde einer Landsgemeinde bis heute reale Vorbilder, denn sie wird als Alternative zur brieflichen Stimmabgaben auch heute noch in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Glarus praktiziert: Einmal jährlich versammeln sich dort tausende Menschen, um über politische Geschäfte zu diskutieren und per Handheben abzustimmen.

 

Quelle Bild: https://www.parlament.ch/de/%C3%BCber-das-parlament/parlamentsgebaeude

Erstellt von Alina Zumbrunn