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6. Juli 2022

Was Bargeld mit Politik zu tun hat

Was hat Bargeld mit Politik zu tun und wie wirken sich die Corona-Pandemie und die steigende Inflation auf unseren Umgang mit Bargeld aus? Gibt es politische Debatten rund ums Thema Bargeld? Discuss it hat für euch nachgeforscht und zusammengefasst.

Wenn ihr Einkaufen geht oder in einem Restaurant gegessen habt, bezahlt ihr mit Bargeld oder verwendet ihr lieber eine Debit- / Kreditkarte oder eine Bezahl-App? Wie handhaben es die Menschen in eurem Umfeld? Anders als vor der Corona-Pandemie?

Rückläufiger Bargeldgebrauch in der Schweiz

Als die World Health Organization (WHO) aufgrund der Corona-Pandemie empfahl, auf die Nutzung von Bargeld zu verzichten, nahm der Stellenwert des Bargeldes stark ab. Im November 2021 hat sich, laut des Swiss Payment Monitor 2022 der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Stellenwert des Bargeldes jedoch auf relativ hohem Niveau eingependelt. Dies zeigt sich zumindest im Vergleich zur letzten Erhebung von vor 6 Monaten. So hat die Bargeldnutzung zwar zur letzten Erhebung 2.8 Prozentpunkte an Umsatzanteil verloren und liegt damit mit 15.5% nach wie vor auf Platz drei hinter der Nutzung von Debitkarten (30.1% Umsatzanteil) und der nicht-mobilen Nutzung von Kreditkarten (22.8% Umsatzanteil). Doch gemessen an der Anzahl Transaktionen wurde der Abwärtstrend der vorangegangenen Monate gestoppt und in ein Plus von 0.7 Prozentpunkten umgewandelt. So rangiert das Bargeld mit 30.2% Transaktionsanteil knapp hinter der Debitkarte mit 31.8% und klar vor der nicht-mobilen Nutzung der Kreditkarte mit 16.4% Transaktionsanteil auf Platz zwei.

Die Zahlen des Berichts zeigen, dass sich zum einen das Zahlungsverhalten nach den Corona-Monaten wieder stabilisiert und zum anderen dass der Trend zum mobilen Bezahlen anhält. So stieg der Umsatzanteil beim mobilen Bezahlen auf 12.6%, was den fünften Platz aller Zahlungsmittel bedeutet. Auch beim Transaktionsanteil legte das mobile Bezahlen mit 13.3% kräftig zu. Was ist sonst noch aus dem Bericht zu entnehmen?

Bargeld als Wertaufbewahrung

Aus dem Bericht geht hervor, dass mittlerweile eine von sieben befragten Personen keinerlei Bargeld mehr mit sich mitführt und dass 59% der Befragten Geld bei sich Zuhause horten. Doch weshalb verliert das Bargeld als Zahlungsmittel an Stärke, jedoch nicht als Wertaufbewahrungsmittel? Vor einem Jahr veröffentlichte die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine Umfrage, die zeigte, dass 70% der Befragten das Horten von Bargeld als Vorsichtsmassnahme erachten. Dieses Verhalten sei zudem insbesondere in Krisenzeiten zu beobachten. Doch was ist, wenn meine gehortete 50er-Note aufgrund der steigenden Inflation nicht mehr so viel Kaufkraft besitzt wie früher?

Inflationsbekämpfung durch Leitzinserhöhung

Vorgestern berichteten alle Medien von der erneut stark gestiegenen Inflation. So stieg die Teuerung im Juni mit 3.4% auf den höchsten Stand seit 29 Jahren. Während also die Preise von verschiedenen Produkten ansteigen, bleibt der Wert der gehorteten 50er-Note gleich. Doch was hat das alles mit Politik zu tun?

Weshalb die Preise steigen und unsere 50er-Note weniger wert ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen hat beispielsweise der Krieg in der Ukraine die Preise für Öl, Benzin und Gas verteuert, zum anderen existieren globale Lieferengpässe. Diese Engpässe sorgen dafür, dass die nachgefragten Güter teurer werden. Um die Inflation nicht noch stärker steigen zu lassen, hat die Schweizerische Nationalbank Mitte Juni den Leitzins von -0.75 auf -0.25 angehoben. Die Schweizerische Nationalbank erhofft sich damit, der Teuerung entgegenwirken zu können und somit den Wertverlust der gehorteten 50er-Note zu stoppen.

Welche politischen Diskussionen um das Bargeld gibt es zurzeit in der Schweiz?

Der Leitzins ist für die Schweizerische Nationalbank ein Instrument, um die Preise in etwa gleich zu halten. So kann die Schweizer Nationalbank beispielsweise bei einer Inflation den Leitzins erhöhen, wodurch die Nachfrage nach Produkten gesenkt wird und damit dem Preisanstieg entgegenwirkt. Doch wie funktioniert das genau?

Bei der Schweizer Nationalbank können die verschiedenen Banken zu einem gewissen Preis Geld ausleihen. Diesen Preis stellt der Leitzins dar. Wenn nun also der Leitzins erhöht wird, so wird es für die Banken teurer, bei der Schweizer Nationalbank Geld auszuleihen. Die Mehrkosten werden natürlich nach einer gewissen Zeit auch auf uns Bankkund:innen übertragen. So kommt es, dass wir Bankkund:innen weniger Geld zur Verfügung haben und somit weniger kaufen können. Die Nachfrage sinkt und damit auch die Preise. Mit einer Erhöhung des Leitzinses wird zudem das Sparen bei einer Bank wieder attraktiver. Die Banken zahlen dann nämlich wieder mehr Zinsen.

Der Mechanismus lässt sich auch umkehren. Wird der Leitzins durch die Schweizer Nationalbank gesenkt, so haben die Konsument:innen mehr Geld, wodurch die Nachfrage nach Produkten steigt.

Recht auf Barzahlung und Bargeld-Initiative

In der Frühlingssession 2022 forderte Jean-Luc Addor (SVP) in einem Vorstoss, dass das Recht auf Barzahlung in der Verfassung Eingang finden soll. Seinen Vorstoss begründete er mit der Sorge um den Schutz der Privatsphäre. Seiner Meinung nach bringt Bargeld Freiheit, da keinerlei Transaktionen aufgezeichnet werden würden. Der Nationalrat lehnte den Vorstoss jedoch klar mit 130 Gegenstimmen zu 58 Ja-Stimmen ab.

Mit einem ähnlichen Argumentarium geht die Freiheitliche Bewegung Schweiz (FBS) auf Unterschriften-Sammeltour. Im Herbst letzten Jahres lancierten sie ihre Volksinitiative, um den Erhalt des Bargelds sicherzustellen. Sie fürchten sich vor der klammheimlichen Abschaffung des Bargeldes, so dass in Zukunft nur noch mit digitalem Geld bezahlt werden könne und damit alle Transaktionen permanent überwacht werden könnten.

Wie zahlst und was denkst du?

Womit zahlst du am häufigsten? Gehörst du zu den 59%, die Bargeld zu Hause horten? Kannst du die Sorge um den Schutz der Privatsphäre beim digitalen Bezahlen verstehen? Lass uns deine Meinung wissen!

Erstellt von Manuel Bucher