Blog
18. November 2025

Trumps Zollpolitik

Seit Monaten wird darüber diskutiert, doch die meisten haben längst den Überblick verloren – Trumps Zollpolitik. Unter dem Präsidenten der USA sind Zölle zum Allzweckinstrument geworden: Sie sollen die heimische Wirtschaft stützen und Druck auf unliebsame Staaten ausüben. Aber worum geht es dabei eigentlich, und wie sollen diese Massnahmen der amerikanischen Wirtschaft wieder auf die Beine helfen?

Was sind Zölle?

Zölle sind Abgaben, die von einem Staat erhoben werden, wenn Waren ins Land eingeführt werden («Import») oder es verlassen («Export»). Es handelt sich dabei keineswegs um eine Neuerfindung – Zölle gibt es bereits seit der Antike. Ein Staat nutzt Zölle in erster Linie als Einnahmequelle. Allerdings kann er dadurch auch die Produkte aus dem Inland konkurrenzfähiger machen, indem er ausländischen Produkten den Verkauf erschwert.

Der Bauer Ö aus Österreich verkauft seinen Käse für 10 Euro, während der Bauer D aus Deutschland 13 Euro verlangt. Ö will nun seinen Käse auch in Deutschland verkaufen und freut sich schon auf ein gutes Geschäft, da er ganze 3 Euro günstiger ist als sein Konkurrent Bauer D.

Der Staat Deutschland will allerdings ihren Bauern D unterstützen und erhebt darum einen Zoll von 50 % auf Importe (also Waren, die ins Land eingeführt werden). 

Der Bauer Ö muss nun für jeden in Deutschland verkauften Käse 50 % des Preises (50 % von 10 Euro = 5 Euro) an Deutschland abgeben. Damit er weiterhin seine 10 Euro pro Stück verdient, muss er nun ganze 15 Euro von seiner Kundschaft verlangen und ist schlussendlich teurer als sein Konkurrent Bauer D.

Genau das hat Donald Trump auch gemacht. Nachdem er zuerst nur Zölle auf bestimmte Waren aus einzelnen Ländern erhoben hat, kamen mit der Zeit immer mehr hinzu. Inzwischen ist seine Zollpolitik ein kaum durchschaubares Gerüst von Zöllen, die sich in Produktgruppen, Höhe und Land, für die sie jeweils gelten, unterscheiden. Zusätzlich kommen immer wieder neue Änderungen hinzu, sodass man kaum den Überblick behalten kann.

Wo liegt dann das Problem?

Einnahmen generieren und gleichzeitig inländische Produzenten unterstützen – das hört sich grundsätzlich nach einer schlauen Strategie an. Nimmt man aber einen Schritt zurück und bezieht die globalen Verknüpfungen der Wirtschaft in die Überlegung mit ein, zeichnet sich ein anderes Bild ab. 

 

  • In erster Linie wirken sich Zölle negativ auf den grenzüberschreitenden Handel aus (sogenannte «Handelshemmnisse»). Beispielsweise ist es für Bauer Ö nun schwieriger, seinen Käse in Deutschland zu verkaufen, da er durch die Zölle schlussendlich teurer ist als sein Konkurrent Bauer D.

 

  • Dass die Preise für importierte Produkte steigen, betrifft in zweiter Linie auch die Kundschaft. Deutsche Kund:innen müssen nun für den Käse von Bauer Ö ganze 15 statt 10 Euro bezahlen, oder alternativ bei dem inländischen Bauer D einkaufen. Dieser Umstieg auf Produzenten aus dem Inland ist allerdings meist teurer und oft gar nicht möglich. Viele Produkte, die wir tagtäglich brauchen, kommen aus dem Ausland und können teils gar nicht im benötigten Umfang im eigenen Land hergestellt werden (z. B. Rohstoffe ). 

 

  • Erhebt ein Staat Zölle, ist die Chance gross, dass andere ihm folgen. Zöllen wird mit Gegenzöllen begegnet, wodurch die Produzenten im Inland zwar konkurrenzfähiger sind, es jedoch im Ausland wiederum schwerer haben. Reagiert Österreich auf die Zölle von Deutschland mit einer Abgabe von 50 %, hat der Bauer D mit den genau gleichen Problemen zu kämpfen wie Bauer Ö. 

 

  • Der Handel über die Staatsgrenzen hinweg ist ein Grundpfeiler der Wirtschaft und wird durch den Schlagabtausch mit Zöllen empfindlich behindert. Beispielsweise macht in der Schweiz der Export fast 70 % des Bruttoinlandprodukt aus – das heisst fast 3/4 der produzierten Güter und Dienstleistungen aus der Schweiz gehen ins Ausland (Stand 2024 – Quelle). Dabei wird die zunehmende internationale Verknüpfung als einen der zentralen Gründe für die rasante Wohlstandssteigerung, die wir im letzten Jahrhundert erlebt haben, angesehen. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, bedeutet eine Ausbremsung des grenzüberschreitenden Handels gleichzeitig eine des Wohlstandswachstums.

Und was ist mit der Schweiz?

Der Startschuss von Trumps grossflächigem Zollvorhaben kam am 2. April 2025. Zu einem Basiszollsatz von 10 % für alle Länder, erhob er zusätzlich für ausgewählte Staaten (Schweiz mit 31%) einen teils weitaus höheren. Begründet hat er sein Vorgehen damit, dass diese Länder die amerikanische Wirtschaft unfair schwer belasten (z. B. mehr in die USA einführen als von ihr zu beziehen) und die Zölle einen Ausgleich dazu schaffen sollen. 

Seit diesem Tag hat sich bereits wieder viel verändert – eine kurze Momentaufnahme trotzdem: Seit dem 31. Juli 2025 wurden von den USA rund 39 % auf einen Grossteil der Schweizer Importe erhoben. Es handelte sich dabei um einen neuen länderspezifischen Zollsatz, der nur für die Schweiz gültig ist. Für andere Länder gelten andere Zollsätze. Die Schweizer Regierung versuchte seither mit den USA zu verhandeln und hat sich im November im Rahmen einer Absichtserklärung geeinigt. Nach dieser soll die USA, im Gegenzug zu wirtschaftlichen Zugeständnissen der Schweiz, den Zoll auf 15% senken. 

Was das langfristig für uns bedeutet, kann nur spekuliert werden. Allerdings ist, wie oben erwähnt, der Export zentral für die Schweizer Wirtschaft. Dabei exportieren wir in die USA am meisten: Fast ein Fünftel aller Waren und Dienstleistungen, die wir ins Ausland verkaufen, gehen in die USA (Stand 2024 – Quelle).

Erhebt Trump Zölle, trifft das unsere Wirtschaft empfindlich. Das äussert sich auch ganz konkret in unserem Alltag: 

 

  • insbesondere in Branchen, die auf den Export in die USA angewiesen sind, könnten Arbeitsplätze verloren gehen.

 

  • Durch das strauchelnde Wirtschaftswachstum werden weniger neue Arbeitsplätze geschaffen.

 

  • Produkte werden teurer. Insbesondere in den Importländern ist mit einer Preissteigerung zu rechnen und kann damit einkommensschwache Personen empfindlich treffen. 

 

  • Die Beziehung zu den USA könnte stark strapaziert werden und damit andere Bereiche der Zusammenarbeit negativ beeinflussen. Konkret bedeutet das, dass Abkommen in unterschiedlichsten Bereichen – von der Sicherheit über den Klimaschutz bis hin zum Schüleraustausch – infrage gestellt oder ausgesetzt werden können.

Fazit

Eine vergleichbare Zollpolitik eines so einflussreichen Wirtschaftsakteurs gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht. Die Folgen sind daher schwer abzuschätzen. Entscheidend ist dabei weniger das «Ob», sondern vielmehr das «Wie stark» sich sein Vorgehen auf die internationale und insbesondere die Schweizer Wirtschaft auswirken wird. 

Und was denkst du dazu? Findest du den Verhandlungsweg, den die Schweizer Regierung eingeschlagen hat, gut?

Erstellt von Nadja Stahel