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23. Februar 2022

Gesellschaftspolitische Woche an der Kantonsschule Schüpfheim: ein Pionierprojekt

An der Kantonsschule Schüpfheim / Gymnasium Plus fand vergangene Woche ein durch Discuss it organisierter Austausch zwischen Schüler:innen und Politiker:innen zu «Klima und Umwelt» statt. Zwei Schülerinnen berichten.
Salome Elmiger und Lorena Hurni

Sonderblog: zwei Schülerinnen berichten

Debatte statt Konfetti

An der Kantonsschule Schüpfheim / Gymnasium Plus war es alles andere als ruhig vor den Fasnachtsferien. Es waren aber nicht die bunten Kostüme und Konfetti, mit denen sich die Gymi-Klassen in Schüpfheim beschäftigt haben, sondern die Politik. Im Rahmen der Gesellschaftspolitischen Woche haben sich die Schüler:innen mit dem Thema «Umwelt» in Bezug auf Mobilität, Konsum, Energie und Wohnen befasst und sich damit kritisch auseinandergesetzt. So kam es zu angeregten Gesprächen, es gab wissenswerte Informationen zu den einzelnen Parteien und das grosse Finale – das Podiumsgespräch. In Zusammenarbeit mit dem Verein Discuss it ist eine gelungene Woche voller Politik zustande gekommen.

Sorge zum Planeten

Dass man junge Menschen auf aktuelle Themen der Politik sensibilisiert und ihnen die Wichtigkeit der Sorge zu unserem Planeten aufzeigt, ist wichtiger denn je. Dies hat sich auch die Kantonsschule Schüpfheim /Gymnasium Plus gedacht und die Gesellschaftspolitische Woche eingeführt. Diese sollte den Schüler:innen die Wichtigkeit der Politik näherbringen und sie dazu bewegen aktiv zu werden, sich zu trauen, eigene Meinungen zu bilden und diese auch zu äussern. Dem stimmt auch Rektorin Inger Muggli-Stokholm zu. Sie erklärt, dass Politik ein sehr wichtiges Thema sei und dass man den Schüler:innen die Möglichkeit dazu geben sollte, sich darin zu bilden. Bereits aus Erfahrung konnte Frau Muggli-Stokholm davon berichten, dass es beim näheren Befassen mit politischen Themen oftmals von Skepsis zu grossem Interesse führen kann und erhoffte sich auch einen solchen Effekt an der KS Schüpfheim. Die Schule nehme laut Frau Muggli-Stokholm in der Schulentwicklung eine Pionierrolle ein, was aufgrund der nationalen Entwicklung der Politischen Bildung in den Schulen in Zukunft ein vielversprechenden Auftakt werden kann.

Discuss it und KS Schüpfheim / Gymnasium Plus

Mit dem Verein Discuss it durfte die KS Schüpfheim bereits in vergangenen Jahren eine enge Zusammenarbeit geniessen. Die Schüler:innen hatten die Möglichkeit, sich verschiedene Podien von unterschiedlichen Politiker:innen anzuhören, um somit auf politische Themen aufmerksam zu werden. Ob zur Trinkwasserinitiative oder zur Konzernverantwortungsinitiative, bereichernd war es auf alle Fälle. Dass die KS Schüpfheim nicht nur für Podien mit Discuss it zusammenarbeiten, sondern mehrere Tage mit ihnen in Angriff nehmen durften, war sehr erfreulich. Die Vorfreude war gross.

Mobilität, Konsum, Energie und Wohnen

Die Themen des Podiumsgesprächs vom dritten und letzten Tag waren, der Einfluss der Mobilität, des Konsums, sowie der Energie und des Wohnens auf das Klima. Der Verkehr beeinflusst den Klimawandel stark. Dabei ging es im Podiumsgespräch unter anderem um eine Steuererhöhung für klimaschädliche Verkehrsmittel. Dies heisst, dass zum Beispiel Flugtreibstoff nicht mehr steuerfrei erlaubt sein sollte, dafür klimafreundlichere Transportmittel wie ÖV attraktiver gemacht werden. Die Menschheit soll ausserdem dazu aufgefordert werden, vermehrt zu Fuss, mit dem Velo oder mit Electroautos unterwegs zu sein. Nur erneuerbare Energie und klimafreundliche Stoffe sollen verwendet werden.

Auch der Konsum bestärkt den Klimawandel. So wird beispielsweise einiges an CO2 von Transportgüter ausgesetzt, was dafür spricht, regionale Produkte zu kaufen und somit auch lokale Geschäfte zu unterstützen. Auch der Konsum von Fleisch hat einen grossen Einfluss auf das Klima. Wichtige Themen, über die es sich lohnt, besser informiert zu sein. Dies machte sich die KS Schüpfheim zur Aufgabe. Die Gesellschaftspolitische Woche, unterstützt durch den Verein Discuss it, konnte beginnen.

Erste Einblicke

Zu Beginn der Gesellschaftspolitischen Woche wurden alle Schüler:innen der KS Schüpfheim von Ronja Bohnenblust (Fachspezialistin Klima des Kantons Luzern) über die aktuelle Lage der Umwelt informiert. Durch die prägenden Eindrücke hat jeder und jede einen ersten Eindruck erhalten, worum es in den folgenden Tagen gehen wird. Ronja sensibilisierte durch ihren Vortrag das Denken der Schüler:innen gegenüber der Umwelt. Besonders problematisch sei der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten, wie auch der häufige Flugverkehr oder bestimmte nicht erneuerbare Energiequellen wie Erdöl. Folglich erhielten die Schüler:innen einen spannenden Einstieg in die jeweils zugeteilte Partei, sowie in eine zusätzliche andere Partei. Erst danach setzte sich jeder Schüler und jede Schülerin intensiver mit ihrer eigenen Partei-Gruppe auseinander.

Am Dienstag beschäftigten sich die jeweiligen Parteien primär mit dem spezifischen Denken der Partei und der Suche nach stimmigen Argumenten zum Thema des Klimawandels. Die Meinungen zur Motivation und der vorherrschenden Stimmung waren sehr zweigeteilt. Zum einen war es sehr theorielastig und viel Text, um sich in die Aufgabe einzulesen, dazu kam, dass es teils sehr schwer war, sich in die Partei einzufühlen. Zum anderen bestand aber auch ein grosses Interesse der Schüler:innen sich auch einmal in eine Partei zu versetzten, über die man weniger Kenntnisse hatte. Zeitgleich setzte sich auch die Moderationsgruppe intensiv mit dem Thema auseinander und bereitete sich vertieft mit zielspezifischen Fragen auf das bevorstehende Podium vor, bei welchem sie eine grosse Verantwortung für eine gelungene Debatte einnahmen. Nun waren die Schüler:innen gut gerüstet für das Podiumsgespräch vom folgenden Tag.

Das grosse Finale

Am Mittwochmorgen stand das grosse Finale an – das Podiumsgespräch. Es galt, das Erlernte anzuwenden und sich im erlangten Wissen unter Beweis zu stellen. Dabei waren es vier Schüler:innen, welche zu Beginn die Rolle der Politiker:innen einnehmen durften. Es waren Florian Kothbauer aus der Klasse T17 (FDP), Noah Röösli K18 (Die Mitte), Sofia Wicki K20 (Glp) und Lena Ambauen T19 (Grüne). Auch die Rolle der Moderatorin wurde von einer Schülerin, Sabrina Peyer aus der T21, besetzt. Gespannt versammelte sich die ganze Schule in der Aula und hörte sich an, wie die vier Schüler:innen zu debattieren vermochten. Dies geschah über das Thema Mobilität und Tourismus, besonders des Flugverkehrs, unter der Frage «Was ist eure Meinung zum Flugverkehr?». Gewandt setzten sich die Schüler:innen mit den kritischen Fragen auseinander und bewiesen dabei ihr grosses Wissen. Ein Erfolg war dieses Podiumsgespräch ganz bestimmt und das Ziel wurde mit Bravour erreicht.

Nachdem die Schüler:innen eine hervorragende Leistung an den Tag gelegt hatten, waren es die Kantonsräte und Kantonsrätinnen, welche das Podiumsgespräch übernahmen. Die Moderation wurde wiederum von Schüler:innen übernommen. Dies waren Gloria Ehrat K20 über Konsum und Ernährung, Livia Cavalera K19 über Energie und Wohnen und Max Kuenzi T21 über Regeln und Verbote. Die Kantonsräte und Kantonsrätinnen, die die KS Schüpfheim zu Besuch haben durften, waren Ylfete Fanaj (Kantonsrätin SP Kt. Luzern), Judith Schmutz (Kantonsrätin Junge Grüne Kt. Luzern), Karin Stadelmann (Kantonsrätin Die Mitte Kt. Luzern) und Pius Müller (Kantonsrat SVP Kt. Luzern). Auch diesem Podium hatte die ganze KS Schüpfheim interessiert beigewohnt und durfte sich über spannende Inputs und lehrreiche Wortwechsel freuen.

Schülerstimmen

Du wurdest einer Partei durch Zufall zugeteilt, wie hat dir dieses Konzept gefallen?

Die Schülerstimmen zeigten sich zu dieser Frage zweigeteilt. Zum einen war es, laut mehreren Schüler:innen, eine gute Idee, sich mit einer Partei und deren Sichtweise auseinanderzusetzen, die man nicht vertritt oder noch nicht gut kannte. Es lehrte die Schüler:innen anderen Meinungen mit Offenheit zu begegnen. Dass man aber gezwungen war, sich mit etwas zu befassen und auch zu vertreten, was man persönlich nicht vertreten kann, sei aber auch nicht immer «cool», wie es einige Stimmen meinten. 

War dir deine zugeteilte Partei bereits bekannt? Was hast du neu dazu gelernt?

Bekannt war die ihnen zugeteilte Partei meistens schon. Ein gewisses Grundwissen war vorhanden, trotzdem wurde aber sehr viel über die einzelnen Parteien dazugelernt. Auch Schüler:innen, deren Vorwissen, laut eigenen Berichten, begrenzt war, erkannten einen positiven Effekt durch die Vertiefung der einzelnen Parteien. Das eigene Wissen erweitert, so die meisten Schülerstimmen, das hätten alle. 

Hat sich dein Bewusstsein zum besprochenen Thema geändert? Wenn ja, wie?

Auch wenn einige Stimmen zu Beginn nicht mit dem Thema zufrieden waren, weil es schon sehr oft besprochen wurde und bereits präsent in den Medien zu sehen ist, erklärten sich auch diese nach diesen Tagen als positiv überrascht. Auch wenn die meisten davon berichteten, dass sie sich bereits zuvor um die Umwelt gekümmert haben und sich aktiv Gedanken darüber machten, war das Bewusstsein gestiegen. Ein positiver Effekt war klar zu erkennen.  

Was könnte man bei einem erneuten Durchführen dieser Woche besser machen?

Auch für das erneute Durchführen dieser Woche hatten die Schüler:innen ihre Stimme erhoben und mitgedacht. Erwünscht waren zum Beispiel vermehrte Einblicken in die unterschiedlichen Parteien wie auch mehr Möglichkeiten, sich in den verschiedenen Gruppen auszutauschen. Auch der Kontakt zu mehr Schüler:innen und somit mehr Parteien sollte ein nächstes Mal nicht zu kurz kommen. 

Was kannst du persönlich aus der Gesellschaftspolitischen Woche mitnehmen?

Die Antworten zur Frage, was aus der Gesellschaftspolitischen Woche mitgenommen werden kann, waren breit gefächert. Einige lernten, sich für die eigenen Ansichten stark zu machen und erkannten die Wichtigkeit, sich für seine eigene Meinung einzusetzen. Andere erlangten ein breiteres Wissen über die Parteien und ihre Meinungen oder man wurde sich seiner eigenen Meinung bewusst oder konnte darin gefestigt werden. Einige meldeten auch, dass sie überrascht wurden, wie spannend und wichtig sie die Themen und die Woche an sich erlebt hatten. 

Schülerstimmen aus dem Podium:

Obwohl von einigen Schüler:innen des Podiums lieber die eigene Meinung vertreten worden wäre, war es eine spannende Herausforderung, sich für eine andere Meinung einzusetzen. Obwohl eine gewisse Vorsicht herrschte, da man nichts Falsches über die Partei sagen wollte, wie auch dem Publikum gerecht werden wollte, war es ein lehrreiches Erlebnis.

Gelungenes Pionierprojekt

Drei Tage lang wurde an der KS Schüpfheim intensiv diskutiert, debattiert und viel Neues dazu gelernt. Politik, Umwelt, Debatte… Themen, auf welche die Schüler:innen sensibilisiert wurden und bei diesem oder jenem bestimmt auch das Interesse geweckt werden konnte. Ein Pionierprojekt, welches zufrieden auf sich zurück- und zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Auch die Rektorin Inger Muggli-Stokholm ist guten Mutes und meint, sie sei stolz auf ihre Schüler:innen.

Salome Elmiger und Lorena Hurni

Erstellt von Alina Zumbrunn