Das Nutzerverhalten von LLMs durch Schweizer Schüler:innen
Obwohl ChatGPT erst vor knapp 3 Jahren, am 30.11.2022, auf den Markt kam, sind LLMs (Large Language Models) mittlerweile allgegenwärtig. Zwischen 10–30 % Prozent aller wissenschaftlichen Papers werden mit der Hilfe von LLMs erstellt, 83 % der amerikanischen Arbeitnehmenden nutzen LLMs mindestens einmal pro Woche. Bemerkenswert sind auch die Zahlen einer Schweizer Studie: 71 % aller Schüler:innen nutzen KI regelmässig für das Lösen von Schulaufgaben. Gründe für dieses hohe Nutzerverhalten sind vielfältig, von der Überzeugung, dass LLMs die Produktivität bei Recherchetätigkeiten verbessern, bis hin zu der Rolle, die LLMs als «Lernpartner» übernehmen können.
Ist die Verbindung von menschlicher Intelligenz mit künstlicher eine Gute? Gerade im Kontext von politischen Diskursen, die essentiell für den demokratischen Entscheidungsfindungsprozess sind, scheinen LLMs einige Vorteile zu bieten. So könnte ChatGPT und Co. helfen, die eigenen Argumente mit schnell gesuchten Fakten zu untermauern, plausibler klingen zu lassen und als Sparringpartner Schwächen in der eigenen Argumentation aufzudecken. Damit das wirklich funktioniert, müssen LLMs korrekte Resultate auf Prompts und Fragen liefert, die idealerweise auch unvoreingenommen sind und unsere eigenen Fähigkeiten ergänzen.
Im Folgenden wollen wir drei Gründe aufzeigen, warum diese Annahmen nur sehr bedingt gültig sind und dass die Nutzung von LLMs uns nicht automatisch zu kritischeren, sachlicheren und schnelleren Denker:innen macht.
Dass KI-Nutzung nicht automatisch unsere bestehenden Fähigkeiten verstärkt und eigenständiges Reflektieren anregt, sondern eher einen gegenteiligen Effekt hat, fand eine kürzlich durchgeführte MIT-Studie heraus. Dort wurden Studierende in drei Gruppen eingeteilt und mussten über einen längeren Zeitraum Essays schreiben. Eine Gruppe musste die Texte ohne Hilfe verfassen, eine Gruppe durfte Googlen und die dritte Gruppe durfte ChatGPT verwenden. Währenddessen wurde bei allen Gruppen die Gehirnaktivität gemessen. Die ChatGPT-Gruppe schnitt am schlechtesten ab, was die Qualität der Essays, die sich alle gleich lasen, und die Gehirnaktivität anbelangte. Ausserdem investierte die KI-Gruppe über die Studiendauer immer weniger Zeit, bis sie am Ende die Essays nur noch über Prompts generieren liess und leichte Änderungen vornahm.
ChatGPT und Co. generieren für jeden Prompt die statistisch wahrscheinlichste Antwort auf der Basis von riesigen Trainingsdatenmengen. Dabei lernen sie die zugrunde liegenden Muster und geben Biases unhinterfragt wieder. So bezeichnete sich der von Elon Musks Firma xAI in Auftrag gegebene Chatbot Grok selbst als «MechaHitler» oder verbreitete Fake-News über einen weissen Genozid in Süd-Afrika. Den Einfluss, den biased KI auf die politischen Überzeugungen haben kann, zeigt eine Studie der Washington University: Leute, die mit einer konservativen oder liberalen KI «debattierten», übernahmen danach eher die Meinung der entsprechenden KI.
KI-Schrott – im Englischen AI-Slop – heisst das Phänomen, wenn soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube mit künstlich generierten Inhalten geflutet werden, die echte menschliche Inhalte marginalisieren. So fand eine Studie heraus, dass jedes vierte Video auf Tiktok KI-Inhalte enthält. Dabei entziehen die KI-generierten Inhalte nicht nur die Aufmerksamkeit von menschlichen Content-Creators, sondern erschweren auch die Einschätzung, ob eine Information, wie beispielsweise ein Video aus einem Kriegsgebiet tatsächlich echt ist oder künstlich kreiert wurde. Der Vertrauensverlust zerstört dabei die Möglichkeit eines echten Diskurses.
Fazit: Auf den ersten Blick mag die Verbindung menschlicher und künstlicher Intelligenz uns zu besseren Debattierer:innen machen, doch in der Praxis zeigt sich ein deutlich ambivalenteres Bild. LLMs bergen erhebliche Gefahren für politische Diskurse: Sie können die Wahrheitsfindung durch KI-Schrott verzerren, uns subtil in gewisse Richtungen lenken und unsere gemeinsame Wissensbasis erodieren lassen, auf dem demokratische Debatten beruhen.
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